Berlin nimmt einen Punkt mit nach Hause

Berlin nimmt einen Punkt mit nach Hause

Vor 510 Zuschauern feiern die Skurios Volleys einen (fast) perfekten Auftakt ins Jahr 2023

Tabellenführer gegen Tabellendritter – die Ausgangssituation vor dem ersten Ligaspiel des Jahres in der Borkener Mergelsberg-Sporthalle versprach ein wahres Topspiel. Genau 123 Minuten später hielt es dann die Borkener Fans nach fünf Sätzen mit atemberaubenden Spielszenen nicht mehr auf den Stühlen, denn das 3:2 (25,:20, 23:25, 25:15, 21:25, 15:12) brachte den 13. Sieg des Tabellenführers hintereinander. Dass zugleich die Stralsunder Wildcats gegen den VfL Oythe zwei Zähler liegen ließen, vergrößert sich der Abstand der Skurios Volleys zum Verfolger vom Strelasund auf vier Punkte.

Bewusst hatte man beim Hautstadtclub vor der Partie tief gestapelt. „Beim klaren Favoriten können wir befreit aufspielen und zeigen, dass wir guten Volleyball spielen können“, ließ der BBSC ins Borkener Spieltagsheft schreiben und lagen mit dieser Aussage anschließend goldrichtig. Fast hätten sie etwas mehr als das erreicht, das ahnte auch BBSC-Coach Jens Tietböhl. „Ich glaube die Chance war heute Abend da, euch zu bezwingen.“ So ganz sollte sie aber nicht in Erfüllung gehen, wie Tietböhl selbst anmerkte: „Wir haben euch geärgert, mehr wahr heute aber nicht drin.“ Den siegreichen Skurios Volleys zollte er auch noch Respekt: „Ich glaube, dass ihr zurecht da oben steht.“

Dass die Partie „ein absolutes Hammerspiel“ war, musste auch Borkens Co-Trainer Markus Friedrich eingestehen. 29 Tage nach dem hart erkämpften 3:2-Auswärtssieg gegen Blau-Weiß Dingden, galt es für die Skurios Volleys die Festtage endgültig abzuschütteln, aus dem Winterschlag zu erwachen und voll durchstarten. Neu zum Team war nun auch nach ihrem Auslandsaufenthalt Mittelblockerin Sandra Hövels gestoßen, die zuvor beim Liga-Konkurrenten VfL Oythe spielte. Am Samstagabend aber sollte sie genau wie Carolin Beining noch keinen Einsatz bekommen, dafür alle anderen elf Spielerinnen.

Nach dem Anpfiff um 19.29 Uhr entwickelte sich ein spannender Satz, doch die Gastgeberinnen schienen deutlich besser ins Spiel gekommen zu sein. Das zwischenzeitliche 16:9 war dann doch ein deutlicher Vorsprung, doch dann schlichen sich Fehler und Unsicherheiten in Borken Spiel und Annahme sowie Abwehr wackelten. Zur Verblüffung vieler drehte der BBSC in dieser Phase auf und schaffte den Abstand tatsächlich beim 18:18 zu egalisieren. Erst dann fanden die Gastgeberinnen wieder ins Spiel zurück und als die Kapitänin Anika Brinkmann den Sack zum 25:20 zumachte, lag Borken wieder mit starken fünf Punkten vorne.

So konnte es aus Borkener Sicht natürlich auch im zweiten Durchgang weitergehen und tatsächlich schien sich der Satz genau wie Borkens Aufstellung zu wiederholen. Der 6-Punkte-Vorsprung vom 8:2 schmolz plötzlich wieder dank einiger guter Berliner Aufschläge dahin, das Borkener Team wirkte unsicher. Beim 17:17 glich Berlin aus und zog trotz zweier Auszeiten davon. Als es schon fast uneinholbar 18:22 stand, schafften die Skurios Volleys zur Begeisterung der 510 Zuschauer sogar noch das 23:22, doch ausgerechnet ein Annahmefehler zum 23:25 brachte die Entscheidung zugunsten der Gäste.

Wie in Satz eins hatten die Skurios Volleys zum Beginn des 3. Satzes das Aufschlagsrecht und das schien sich als gutes Omen zu erweisen. Neu ins Team kam für Mittelblockerin Kirsten van Leusen die mit 192 Zentimeter nur wenig kleinere Marjolijn Oskam. Dank einer starken Annahme und kraftvollen Angriffen setzten sich die Skurios Volleys doch sehr deutlich ab und das 25:15 zum Satzende brachte Borken schon einmal den ersten Punkt für die Tabelle. Gerne sollten im vierten Satz zwei weitere folgen, es sollte aber nicht soweit kommen. Chang Cheng Liu setzte zu Satzbeginn auf Außenangreiferin Anastasija Simić, die ihre Chance durchaus mit Bravour nutzte und hellwach agierte. Trotzdem liefen die Skurios schnell einem Rückstand hinterher, woran auch eine Auszeit beim 6:10 sowie der Wechsel auf der Zuspieler-Position von Chaine Konjer für Zsófia Mészáros wenig anfangs wenig änderte. Die Zuschauer erlebten aber dann doch noch die erhoffte Rallye und Borken glich beim 19:19 erstmals aus. Dann aber kam der BBSC stark zurück und erzwang mit einem 21:25-Satzgewinn die Entscheidung im Tiebreak.

Wer 8:3 führt, erwartet nicht unbedingt dass dieser Vorsprung schmilzt, doch nach dem Seitenwechsel zur Satzmitte lief für die Skurios Volleys nur noch wenig zusammen. Schnell war der BBSC zur Freude von Jens Tietböhl wieder dran. Dann endlich zeigte sich die Borkener Nervenstärke und vor frenetisch feiernden Fans sorgte schließlich ein Fehlaufschlag von Roxana Vogel für Borkens ersehnten Auftaktsieg. Co-Trainer Markus Friedrich formulierte das am Ende so: „Wir sind gut reingekommen, haben stark nach nachgelassen und hatten am Ende ein Quentchen Glück“, meinte Minuten später ein euphorischer Markus Friedrich.

Ihr Glück kaum fassen konnte wenig später Diagonalspielerin Żaneta Baran, ehrte Berlins Trainer die doch mit dem Titel der wertvollsten Spieler des Matchs, die nun mit fünf goldenen MVP-Medaillen das Ranking der 2. Volleyball Bundesliga Nord anführt. Auf der Gegenseite erhielt Zuspielerin Roxana Vogel ihre erste (silberne) MVP-Medaille der Saison. Der BBSC erwies sich in Hin- und Rückspiel als starker Gegner, der sich über zwei hart erkämpfte Tabellenpunkte freuen kann.

Text: Thomas Hacker
Foto: Tom Schulte