Nichts für schwache Nerven
Nichts für schwache Nerven
In einem mitreißenden Match besiegen die Skurios Volleys auswärts die Stralsunder Wildcats mit 3:2 im Tiebreak und vertagen Meisterschaftsentscheidung auf den 22. April
Dieses Spiel entschädigte die rund 25 mitgereisten Borkener Fans definitiv für die lange Anreise und wird sie noch lange davon träumen lassen. Rund 625 Kilometer hatten sie auf sich genommen, um ihre Skurios Volleys beim aktuellen Tabellenführer, den Stralsunder Wildcats, zu unterstützen. Insgesamt 146 Spielminuten lang stand die mit 655 Zuschauern ausverkaufte Stralsunder Diesterweg-Sporthalle Kopf. doch nach dem 3:2-Auswärtssieg der Skurios Volleys (25:23, 18:25, 28:30, 27:25, 17:15) gibt es noch keine Meisterschafts-Entscheidung. Die fällt erst am 22. April, wobei die auswärts gegen die BayerVolleys antretenden Wildcats einen Punkt mehr in der Tabelle und somit die bessere Ausgangssituation haben.
Nach zwei Niederlagen gegen die Essener Pottperlen und den Schweriner SC II hatten die Skurios Volleys die Meisterschaft schon fast abgeschrieben und ein Sieg musste somit dringend her. Tabellenführer gegen Tabellenzweiter – diese Ausgangssituation führte dazu, dass die Volleyballwelt gebannt nach Stralsund blickte. Ob live in der Halle oder über den SPORT1 extra-Livestream, das Spiel sollten sich zu einem Volleyball-Leckerbissen entwickeln, der kurz vor Saisonende schon jetzt Lust auf ein Wiedersehen in der neuen 2. Volleyball Bundesliga Pro macht.
Nicht nur Borkens Co-Trainer Markus Friedrich schwärmte anschließend in den höchsten Tönen von seiner Mannschaft. „Das war wohl das Beste was beide Mannschaften in dieser Saison gespielt haben – der absolute Wahnsinn“, rang er anschließend nach Worten. In Borken hatte man sich intensiv auf ein hart umkämpftes Spiel eingestellt, hatte aufgrund der durchwachsenen Leistungen der letzten Spiele aber durchaus leichte Bauchschmerzen. Doch es kam anders, wobei beide Teams nahezu gleichstark waren. „Beide Mannschaften haben eine unheimliche Qualität“, lobte Friedrich. „Das hat die Tatsache später auch bewiesen, dass das Match erst im Tiebreak entschieden werden konnte.“
Bei den Gästen wusste man wie wichtig der erste Satz sein würde. Daher begann Chang Cheng Liu mit Anika Brinkmann, Fabienne Coenders, Zsófia Mészáros, Żaneta Baran, Marjolijn Oskam und Libera Johanna Müller-Scheffsky. Beide Teams gaben sich wenig Blöße, doch nach der 2. Technischen Auszeit drängten die Wildcats auf eine Entscheidung. Ihren Vier-Punkte-Vorsprung beim 18:14 konnten sie dank zweier Aufschlagserien von Anika Brinkmann und Doreen Luther nicht nutzen. Schließlich verwandelte Zaneta Baran den zweiten Satzball der Skuriosen zum 25:23.
An diese guten Leistungen aber konnten die Gäste nicht anknüpfen und liefen schnell einem Rückstand hinterher. Der Ausgleich nach Stralsunds 25:18 war somit gerechtfertigt, auch weil sich die Gastgeberinnen dank verbesserter Feld- und Blockabwehr und vielen gezielten Angriffen routinierter zeigten. Kapitänin Anne Krohn, die nach Spielende verabschiedet wurde, schaffte es hier Borken gehörig unter Druck zu setzen, sodass Stralsund schließlich in aller Ruhe den dritten von acht Matchbällen verwandeln konnte.
Im dritten Satz erlebten die Skurios Volleys quälende 37 Minuten lang ein Wechselbad der Gefühle. Sie kamen deutlich besser ins Spiel und führten zwischenzeitlich beim 13:8 und auch dem 18:10 deutlich. Das am Ende aber die Gastgeberinnen mit 30:28 in Führung gingen und Borken drei Matchbälle nicht nutzen konnte, zeigte wie fokussiert Stralsund auf die Meisterschaftsfeier in eigener Halle war. Diesen Traum aber konnten die Gastgeberinnen zum Ende des vierten Satzes nach dem 27:25 der Gäste begraben. Diesen Satzball verwandelte Mittelblockerin Sandra Hövels, die erst zu Jahresbeginn von einem Studienaufenthalt in den USA zurückkehrte und sich den Skurios Volleys anschloss.
War schon jetzt klar, dass Stralsund seine geplante Meisterfeier verschieben muss, so wollten beide Teams nun aber im Tiebreak den Sieg. Wie angespannt die Stimmung war, zeigte etwa die gelbe Karte von Co-Trainer Markus Friedrich beim 3:3, da er eine strittige Entscheidung des Schiedsgerichts anzweifelte. Nicht immer waren Trainer und Fans beider Mannschaften bei diesem Spitzenspiel mit den Entscheidungen des Schiedsrichter-Duos zufrieden, was vielleicht auch an der Brisanz des Spiels lag. Wenige Minuten später hätte Stralsund nur noch einen Matchball gebraucht, doch Angriffe von Sandra Hövels und schließlich Fabienne Coenders drehten diesen Satz zum 17:15-Endstand. Jetzt waren es neben den Borkener Spielerinnen die mitgereisten 25 Fans der Skurios Volleys, die zwar über die gesamte Spielzeit hinweg unüberhörbar waren, nun aber völlig euphorisch diesen knappen Sieg feierten. Mit ihrem Team freuen durfte sich auch Anika Brinkmann über die Auszeichnung als wertvollste Spielerin. Auf Stralsunds Seite ging die Ehre an Zuspielerin Kathleen Weiß.
Dank des 3:2-Auswärtssieges ist am kommenden Samstag beim letzten Spieltag theoretisch noch alles offen. Der Tabellenführer vom Sund muss am Bayer-Kreuz ran und ein Sieg führt sie direkt zum Meisterschaftsgewinn. Die Skurios Volleys müssen beim Derby gegen Blau-Weiß Dingden zwingend auf Sieg spielen und werden immer auch den Live-Ticker im Auge behalten. Doch egal wie es am Ende ausgeht, Vizemeister sind die Skurios Volleys schon jetzt. Dieser Erfolg soll auf alle Fälle ausgiebig in der Mergelsberg-Sporthalle gefeiert werden – vielleicht sogar vor einer Saison-Rekordkulisse?!!!
Text und Foto: Thomas Hacker