Nach Glanzleistung vorzeitig Herbstmeister

Nach Glanzleistung vorzeitig Herbstmeister

Skurios Volleys holen gegen den letztjährigen Meister BayerVolleys drei Punkte

Die „Festung“ Ostermann-Arena gestürmt, einen klares 1:3 in einem mitreißenden Auswärtsspiel geholt und trotz zweier noch ausstehender Spiele schon einmal die inoffizielle Herbstmeisterschaft geholt – die Skurios Volleys scheinen aktuell kaum zu schlagen. Über vier Sätze sahen die offiziell 500 Zuschauer in Leverkusen ein hochklassiges Match und die in diesem Kalenderjahr bisher zuhause jeweils siegesgewissen Leverkusener rieben sich erstaunt die Augen. Dass die Skurios Volleys mit den drei Punkten gegen den ärgsten Verfolger nun mit einigem Abstand die Tabelle der 2. Volleyball Bundesliga Nord anführen, setzt der aktuellen Borkener Sieges-Euphorie quasi das Sahnehäubchen obendrauf.

Bis zum Spielbeginn gegen 19.30 Uhr aber herrschte in der Borkener Mannschaft eine leichte Nervosität – trotz elf Siegen in Folge. Daran Schuld war aber nicht die erste NADA-Dopingkontrolle der Skurios Volleys überhaupt. Viel eher war dafür die Tatsache verantwortlich, dass die Skurios Volleys nur acht Wochen zuvor das WVV-Pokalfinale zuhause klar mit 0:3 gegen die Damen des TSV Bayer 04 Leverkusen verloren hatten. „Leverkusen war in der Vergangenheit schon immer Favorit bei allen Ligaspielen. Da geht man schon mit Respekt und etwas Nervosität ins Spiel“, konnte Borkens Co-Trainerin Lena Nelke ihre Spielerinnen gut verstehen. Nur wenige Jahre zuvor stand sie selbst häufig gegen die BayerVolleys auf dem Feld und wusste nur zu gut von der Dominanz der Rot-Weißen, zumal auch die erstligaerfahrene Rebecca Schäperklaus wieder im Leverkusener Trikot auf dem Platz stand.

Im ersten Satz schien es so, als ob sich die Befürchtungen bewahrheiten sollten. Leverkusen wirkte trotz der lautstarken Unterstützung der Skurios Volleys durch einige dutzend Fans wacher als die Gäste, welche mit ihrer Bestbesetzung antraten. Schnell geriet Borken in einen Rückstand, lag beim  zwischenzeitlichen 17:11 ganze sechs Zähler hinten. Zwar konnten die Gäste beim 18:16 noch verkürzen, doch selbst Auszeiten halfen nichts. Nach 23 Minuten verwandelte Leverkusen den zweiten Satzball zum 25:20-Endstand.

„Es war gut, dass wir im ersten Satz einen ´draufgekriegt´ haben“, fand Borkens Co-Trainerin nach dem Spiel sogar gute Seiten am Satzverlust. „Die Mädels wurden dadurch wachgerüttelt und so konnten wir in den nachfolgenden Sätzen unser Spiel aufziehen.“ Tatsächlich fanden die „Skuriosen“ nach einen 5:1-Rückstand nun besser ins Spiel und gingen schließlich sogar in Führung. Als dieser Vorsprung beim 18:18-Zwischenstand aber wieder weggeschmolzen war, wechselte Borkens Headcoach Chang Cheng Liu die ungarische Zuspielerin Zsófia Mészáros für Yina Liu ein, was sich als richtige Entscheidung entpuppen sollte. Die Gäste agierten erfolgreicher und konnten so schließlich ihren zweiten Satzball zum 21:25-Satzgewinn verwandeln.

Borkens „Hänger“ im dritten Satz – er blieb nun tatsächlich aus. Dafür stimmten ab dem dritten Satz das Blockspiel, die Abwehr sowie die Annahme und Leverkusen biss sich am Borkener Bollwerk immer wieder die Zähne aus. Auch wenn beide Mannschaften annähernd gleichstark waren, die Skurios Volleys bewiesen immer wieder ein sicheres Händchen. Langsam bekamen sie auch die starken Overländer-Zwillinge mit ihren bislang gefährlichen Angriffen immer mehr in den Griff und gaben kaum einen Ball auf. Um es kurz zu machen – Borken erspielte sich früh einen kleinen Vorsprung und auch hier sollte es der zweite Satzball sein, der zum relativ klaren 18:25-Satzgewinn aus Sicht der Gäste führte.

Mit einem Punkt aber wollte sich der Tabellenführer aus dem Westmünsterland aber nicht zufrieden geben. Auch im vierten Satz gab Borkens Headcoach seiner Stamm-Truppe den Vorzug und wieder spielte sie etwas erfolgreicher als die Gegner. Der zwischenzeitliche 4-Punkte-Vorsprung aber reichte nicht, sodass beim 22:22-Zwischenstand Borken noch einmal eine Auszeit nahm. Das schien Borkens letzte Reserven zu mobilisieren, denn tatsächlicher pfiff das Schiedsrichter-Duo Enrico Immig und Björn Barnick den Satz und damit das Spiel nach 110 starken Minuten ab – 23:25 war da auf der Anzeigentafel zu lesen. Ohrenbetäubender Jubel bei den Gästen war die Folge – endlich wurde das Ergebnis des WVV-Pokalfinales egalisiert.

„Wir hatten schon lange kein so gutes Spiel wie heute“, bejubelte Lena Nelke die Leistung ihres Teams, die bereits gegen Emlichheim vor einer Woche sehr beeindruckend war. „Es hat heute ab dem zweiten Satz alles geklappt war wir wollten“, freute sie sich und auch über Borkens Zuspielerin Zsófia Mészáros, die durch ihre Impulse nach ihrer Einwechslung erstmals in dieser Saison die goldene MVP-Medaille gewann. Die silberne Medaille ging an Leverkusens Libero Klara Single, die einige schöne Abwehraktionen gezeigt und viele Borkener Bälle entschärft hatte.

Für die Skurios Volleys Borken stehen in diesem Jahr noch zwei Heimspiele auf dem Tableau, der Tabellenplatz eins aber ist der Mannschaft bis mindestens nach Weihnachten sicher. Mit den Stralsunder Wildcats empfangen die Westmünsterländerinnen am kommenden Samstag ein starkes Team – vielleicht erleben die Borkener Zuschauer dann schon die nächste skuriose Gala?

Text und Foto: Thomas Hacker