Knapper Sieg im Derby-Krimi
Knapper Sieg im Derby-Krimi
Skurios Volleys schlagen Blau-Weiß Dingden auswärts mit 3:2 und behalten ihre weiße Weste
Derbys gegen Blau-Weiß Dingden sind immer spannend – und voller Geschichten. Zu Beginn der Vorsaison etwa gab es eine schier unglaubliche Aufholjagd der Skurios Volleys, die ein 24:17 noch in ein 25:27 drehten. In der Rückrunde 2021/22 schließlich beendete Dingden Borkens Serie von 22 Siegen in Folge – und nun kam ein fast schon verlorenes Match in der Dingdener Sporthalle am Höingsweg hinzu, welches wir nach einem 2:0-Rückstand auswärts noch mit 2:3 (25:15, 25:19, 23:25, 21:25, 14:16) gewinnen konnten. Dass wir die Hinrunde unserer zehnten Saison in der 2. Volleyball Bundesliga Nord aber mit 34 Punkten ungeschlagen beenden, stand am Samstagabend lange auf Messers Schneide und zeugt zugleich vom enormen Kampfwillen unserer Skurios Volleys, die ein lange verloren geglaubtes Match noch spektakulär drehen konnten.
Wie eingangs erwähnt, war Dingden im Jahr 2022 keine gute Adresse für die Skurios Volleys. Nach dem 0:3 vor heimischem Publikum im März 2022 und einer klaren Testspiel-Niederlage im August, hatte das Team von Chang Cheng Liu somit einiges wiedergutzumachen. Wie stark die Mannschaft aktuell ist, bewies sie eine Woche zuvor, als sie den Tabellenzweiten aus Stralsund mit 3:0 nach Hause schickte. Der Tabellensechste aus dem Volleyball-Dorf aber brillierte in den letzten Monaten mehrfach, zuletzt beim VC Allbau Essen, dem Schweriner SC II oder dem VCO Berlin. Dass nun auf Dingdens Trainerbank Danuta Brinkmann sitzt, die Borken äußerst gut kennt, machte die Sache für die Skurios Volleys nicht einfacher. Erst recht nicht für Borkens Anika Brinkmann, die nun als Kapitänin der Skurios Volleys nicht nur gegen ein äußerst kampfstarkes Team, sondern auch indirekt gegen die eigene Mutter antrat.
In ihrem letzten Spiel vor der Winterpause, das erste Training im Jahr 2023 ist für den 4. Januar geplant, aber zeigten sich die Skurios Volleys vor den offiziell 184 Zuschauern in einer selten gesehenen Form. Spielerisch gab Dingden von Beginn an den Ton an, während die Skurios Volleys lange – sehr lange sogar – nach der Form der letzten Wochen suchten. Während Dingden druckvoll agierte, reagierte der Tabellenführer nervös. Über ein 8:4, 17:10, 19:13 gab es schließlich ein ungewohnt deutliches 25:15 im ersten Durchgang für die Gastgberinnen. Personell fast unverändert ging es schließlich in Satz Nummer zwei, nur die im Verlauf des Abends starke Außenangreiferin Anastasija Simić erhielt den Vorzug vor Universalspielerin Fabienne Coenders. Es nützte aber wenig, denn die Fehler in der Block- und Feldabwehr setzten sich fort und so hieß es nach insgesamt 26 Minuten wenig überraschend 25:19 für Dingden. Borken war also am Rand der ersten Saisonniederlage, während die Dingdener Fans die beiden gewonnen Sätze ausgiebig feierten.
„Wir haben viel zu verhalten angefangen“, war Co-Trainer Markus Friedrich nach Spielende immer noch enttäuscht vom Anfang. „Wir haben so schlecht ins Spiel reingefunden, das habe ich bislang nur selten erlebt.“ Zu Beginn des dritten Satzes aber stellte das Borkener Trainerteam personell um – und es klappte. „Mit diesem Kryptonit haben wir wir dann das Abwehrbollwerk Dingden knacken können“, frohlockte Friedrich. Dingden, welches bislang um jeden Ball kämpfte, tat sich plötzlich mit einem stärker werden Abwehrbollwerk um die spätere Gold-MVP Doreen Luther und Marjolijn Oskam immer schwerer, auch gelangen dem Borkener Team nun auch Angriffe deutlich besser. Doch auch dieser Satz stand auf Messers Schneide, erst ein zu langer Ball von Dingdens Louisa Baumeister und ein Ass von Anika Brinkmann sorgten für das 23:25, womit die Skurios Volleys auf 2:1 verkürzten.
In Satz vier schien Dingden sich zunehmend schwer mit dem erstarkten Borken abfinden zu können, während die gefühlt 80 bis 90 Borkener Fans in der Halle wie ihr Team auch immer lauter wurden. Hatten aber die Gäste zur Satzmitte komfortable vier Zähler Vorsprung, so kam Dingden beim 16:17 noch einmal fast heran. Für einige strittige Szenen sorgte derweil das Schiedsrichter-Duo Christian Thelen und Stefan Preyß, die das gesamte Spiel hinweg mit ihren Entscheidungen nicht immer richtig liegen sollten. Doch Borken hatte nun Blut geleckt und den ersten von drei Satzbällen konnte Anastasija Simić mit einem Ass beenden – somit war das Match wieder völlig offen.
Im Tiebreak waren die Gäste die über weite Strecken bessere Mannschaft, auch durch die starken Angriffe von Anika Brinkmann oder Anastasia Simić. Unnötig spannend wurde es noch einmal zum Ende, konnte Dingden doch zwei Borkener Matchbälle abwehren. Ein langer Ball von Anika Brinkmann sorgte für das 14:16 in Satz Nummer fünf und eine riesengroße Erleichterung beim Borkener Trainerteam.
„Gewonnen ist gewonnen“, strahlte schließlich auch Chang Cheng Liu über den glücklichen Abschluss eines Ausnahme-Jahres der Skurios Volleys, in denen sie sich mit dem Meisterpokal, dem WVV-Pokal und dem Nord-Süd-Cup gleich drei Titel schnappen konnten. „Man muss nicht immer mit einem klaren 3:0 gewinnen“, meinte er nach dem sehr intensiven Match. „Aber man muss auch mal nach einem 2:0-Rückstand noch einmal zurückkommen und gewinnen können“, brachte er seinem Team viel Vertrauen entgegen – und wurde am Ende mit dem gewünschten Sieg in seiner Annahme bestätigt. Das 2:3 auswärts im Derby-Krimi bedeutete zugleich, dass Borken ungeschlagen in die Winterpause gehen kann – mit starken zwei Punkten aus dem letzten Match unterm Weihnachtsbaum. Groß war die Freude auch bei Doreen Luther. Die Mittelblockerin konnte sich über die erste goldene MVP-Medaille der Saison freuen, während Außenangreiferin Maike Schmitz mit der Silbermedaille geehrt wurde.
Die Skurios Volleys haben nun Pause bis zum 14. Januar. Dann stehen am Samstagabend und Sonntagnachmittag gleich zwei Spiele gegen beide Berliner Teams auf dem Spielplan. Nun aber wünschen Skurios Volleys erst einmal allen Partnern, Unterstützern, Fans und ehrenamtlichen Helfern ein entspanntes Weihnachtsfest sowie einen guten Start ins neue Jahr 2023 – welches hoffentlich genauso aufregend weitergeht, wie das zu Ende gehende Jahr insgesamt 365 Tage lang war – nämlich absolut skurios.
Text und Foto: Thomas Hacker