„Jungem Team fehlen Geduld und Glück“
„Jungem Team fehlen Geduld und Glück“
BZ-Interview mit Żaneta Baran, der neuen Co-Trainerin beim Pro-Zweitligisten Skurios Volleys Borken
Auf dem Feld wird die erfahrene Akteurin künftig verletzungsbedingt nicht mehr stehen, dafür aber gerade den jungen Spielerinnen mit Rat und Tat zur Seite. Borkener Zeitung-Mitarbeiter Horst Andresen hat mit Żaneta Baran, der neuen Co-Trainerin des Pro-Zweitligisten Skurios Volleys Borken, gesprochen.
BORKEN. Sie misst 1,88 Meter, springt im Angriff 2,83 Meter hoch, im Block am Netz bis zu 3,05 Meter. Jetzt muss die sprunggewaltige Diagonalspielerin des Pro-Zweitligisten Skurios Volleys Borken ihre aktive Karriere auf dem Feld beenden: Die Knie von Zaneta Baran (34) wollen nicht mehr. Bereits seit Saisonbeginn unterstützt sie Coach Chang Cheng Liu an der Seitenlinie – zuletzt als Co-Trainerin. Und auch wenn der Klub verständlicherweise die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat: Dass die vielfache polnische Erstligaspielerin noch einmal als Aktive zurückkehren wird, schloss sie im Interview aus.
BZ: Sie haben die Saisonvorbereitung zum Teil mitgemacht, fallen aber verletzt aus. Was ist geschehen?
Baran: Ich habe seit der vorigen Saison Probleme mit dem Knie und schon damals darüber nachgedacht, ob ich weiterspielen soll. Gemeinsam mit unserem Physiotherapeuten Franz-Josef Jüditz haben wir versucht, das Knie durch Injektionen und Stabilisierungsübungen zu stärken.
BZ: Wie schwerwiegend ist die Knieverletzung und kommen Sie vielleicht noch einmal aufs Feld zurück?
Baran: Leider ist es sicher, dass ich nicht wieder aufs Feld zurückkehren werde. Die ergriffenen Maßnahmen zeigten keine Wirkung. Die Schmerzen begleiteten mich nicht nur beim Training, sondern auch bei alltäglichen Aktivitäten. Beide Knie sind bereits beschädigt, und mein Alter kommt mir nicht zugute. Der Rücktritt war für mich nicht einfach, aber notwendig. Obwohl eigentlich ich dachte, dass die Entscheidung aufzuhören, meine eigene Entscheidung wäre und nicht, dass eine Verletzung zum Aus führen würde. Ich möchte mich jedoch bei unserem Management für die Möglichkeit bedanken, im Borkener Team verbleiben zu können.
BZ: Haben Sie einen Plan für das neue Jahr?
Baran: Ich versuche schon seit Längerem, mich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben, habe aber aufgrund meiner unzureichenden Deutsch-Kenntnisse bisher keinen Azubi-Platz erhalten. Ich gebe noch nicht auf und hoffe, dass mich diese Situation nicht dazu zwingt, nach Polen zurückkehren zu müssen.
BZ: Sie unterstützen Coach Chang Chen Liu seit Ihrer Verletzung als Co-Trainer. Ist es Ihr Ziel, später ein Volleyballteam in einer höheren Liga zu trainieren?
Baran: Seit 2022 besitze ich eine Trainerlizenz, habe aber noch nicht darüber nachgedacht, dies beruflich auszuüben. Vielleicht werde ich noch etwas in dieser Richtung tun, aber ich würde es lieber als Zweitjob machen. Wir werden sehen.
BZ: Sie sind sehr nahe am Team. Können Sie erklären, warum die Skurios Volleys im Laufe der gesamten bisherigen Saison in der neuen 2. Bundesliga Pro solch unterschiedliche Leistungen mit vielen Aufs und Abs zeigen?
Baran: Ich hoffe, dass ich das kann. Also das Alter der Mannschaft spielt eine große Rolle. Es gibt viele junge Aktive, die noch etwas Zeit und Spiele brauchen, um die nötige Erfahrung zu sammeln, um schwierige Situationen auf dem Feld zu meistern. Allerdings muss ich zugeben, dass sie trotz ihres jungen Alters eine sehr gute Figur abgeben. Sie haben keine Angst vor dem Spiel, sie sind engagiert. Manchmal fehlt es an Routine, Geduld und manchmal auch an etwas Glück. Ich sehe großes Potenzial in den Spielerinnen und glaube, dass sie viel erreichen werden.
BZ: Geht es in der Rückrunde ab dem 13. Januar beim Gastspiel in Köln darum, schnell einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen, um nicht gegen den Abstieg spielen zu müssen?
Baran: Definitiv ja! Wir brauchen Punkte für einen sicheren Tabellenplatz. Fürs Team wären Matches gegen den Abstieg mental eine große Belastung, die alle Mannschaften vermeiden wollen.
BZ: Wie verbringen Sie Weihnachten – auch mit Ihren Vierbeinern und schönen polnischen Traditionen zum Fest?
Baran: Weihnachten ist mir sehr wichtig. Es gibt mir die Möglichkeit, meine ganze Familie unter einem Dach zu treffen. Ich lebe ja in Deutschland, mein Bruder in den Niederlanden, und wir feiern bei meinen Eltern in Polen. Wir können uns alle nur in diesen Ferien treffen, deshalb freue ich mich immer auf diese Zeit. Und ja, wir haben zwei Hunde zu Hause, Lucky und Luna. Es sind kleine Yorkshire-Terrier-Mischlinge. Meine besondere Tradition zu Heiligabend besteht auch darin, Waffeln mit ihnen zu teilen. Für sie ist es auch ein Feiertag, weil zu Weihnachten immer etwas vom Tisch fällt, natürlich nur „versehentlich“. Unterm schön geschmückten Baum liegen auch Geschenke für Lucky und Luna.
Text: Horst Andresen (Borkener Zeitung)
Fotos: Tom Schulte